Citizen Science statt Elfenbeinturm - Digital. mit. Wert.
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Citizen Science statt Elfenbeinturm

Wie heute bekannt gegeben wurde, stellt sich Göttingen in diesem Jahr dem Bundeswettbewerb zur Smart City. Dies heißt konkret, bei Zusage stehen Projektmittel von bis zu 17,5 Millionen Euro in Göttingen zur Verfügung. Geplant ist unter Anderem, dieses Geld in Projekte so genannter Citizen Science fließen zu lassen. Auch wenn das Ganze Bürger:innenwissenschaft bedeutet, bezweifle ich, dass dieses Konzept der Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger bekannt ist. Darum schauen wir uns die Hintergründe dazu einmal genauer an.

Als Citizen Scientist werden Menschen bezeichnet, die sehr viel Interesse an Forschung haben – sich jedoch beruflich nicht als Wissenschaftspersonen bezeichnen. Sie beteiligen sich gern an Datenerhebungen, wie z. B. dem Sammeln und Zählen von Pflanzenarten oder bestimmten Tieren. Zudem sind sie auch in der Astrophysik involviert, indem sie im Rahmen ihres Hobbys Galaxien klassifizieren. Diese Beispiele demonstrieren, dass es sich häufig um naturnahe Themen handelt, in der Citizen Science passiert. Digitaltechnologien haben dieser Form der gemeinschaftlichen Datenerhebung und mitunter auch Datenanalyse in jedem Fall geholfen, da es durch spezifische Apps und kollaborative Tools einfach geworden ist – in solch gemischten Teams zusammenzuarbeiten.

Der Bund fördert seit kurzem Citizen-Science-Projekte mit 9 Millionen Euro, sichtbar wird dies in Plattformen wie „Bürger schaffen Wissen“. Interessierte können sich dort vorhandenen Projekten anschließen oder eigene Projekte vorschlagen. Anfang Mai 2021 gibt es hier auch ein digitales Forum zum Austausch. Sicherlich auch mit Beiträgen zum Thema Corona, zu dem es einige Citizen-Science-Projekte gibt. Eine echte Win-win-Situation bringt jedoch auch der naturnahe Themenfokus mit sich. In Smart-City-Projekten brauchen wir Ideen zur Ressourcenschonung und Citizen Science beschäftigt sich viel im Klimabereich. Zudem sind beides hoch partizipative Ansätze: Wunsch ist, dass alle mitmachen können. Demnach sind die Fördergelder und die Aktualität von dieser kooperativen Forschung nachvollziehbar. Wenn Smart City es nun schafft, wahrhaft partizipativ vorzugehen und tatsächlich auch bildungsferne Menschen für die Idee von Citizen Science zu begeistern, dann wären auch kritische Stimmen beruhigt. Nachhaltiger Konsum im Alltag, Biodiversität oder Pflanzenwachstum während des Klimawandels werden dann im Dialog mit Bürger:innen analysiert und diskutiert.

Göttingen hat durch die Vielfalt in der Hochschullandschaft eine exzellente Position, um Bürger:innenforschung zu unterstützen. Inwiefern sich das auch praxistauglich umsetzen lässt, werden wir vielleicht zukünftig miterleben – sobald feststeht, ob Göttingen die Fördergelder erhält. Wenn es soweit ist, sollten wir dem Ganzen in jedem Fall eine Chance geben. Denn wir brauchen wieder nahbare Forschung in Zeiten von Fake News und Populismus. Ich blicke somit optimistisch in die Zukunft und bin gespannt auf erste Projekte.

Zum Nachlesen:

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