Ist deine Stadt l(i)ebenswert und smart? - Digital. mit. Wert.
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Ist deine Stadt l(i)ebenswert und smart?

Die Frage danach, ob wir noch wohnen oder schon leben ist dank einem der erfolgreichsten Möbelhersteller bereits seit 2002 im Gedächtnis. Diese Frage schwirrt mir seit Corona erneut im Kopf herum. Denn: Dreh- und Angelpunkt unseres täglichen Privat- und Berufslebens ist nun einmal momentan unser Wohnort. Wer kann die gegenüberliegende Wand des Heimarbeitsplatzes jetzt schon nicht mehr sehen? Wer kennt nicht inzwischen fast alle Spazierrouten des eigenen Ortes in- und auswendig? Wie lebenswert unser gewählter Wohnort ist, stellt sich der alltäglichen Zerreißprobe.

Smarte Städte behaupten von sich, sie wären im besonderen Maße lebenswert – da sie smart sind. Was dies eigentlich bedeutet, habe ich recherchiert. In dem Manifest der smarten Städte – der so genannten „Smart City Charta“ wird festgelegt, wie digitale Transformation in den Kommunen nachhaltig gestaltet wird. Die Beschreibung dieser smarten Städte klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Doch schauen wir uns die Eigenschaften einer smarten Stadt einmal genauer an.

Eine smarte Stadt ist eine intelligente und zukunftsorientierte Kommune und sie hat die folgenden Eigenschaften:

    • lebenswert und liebenswert,
    • vielfältig und offen
    • partizipativ und inklusiv,
    • klimaneutral und ressourceneffizient,
    • wettbewerbsfähig und florierend,
    • aufgeschlossen und innovativ,
    • responsiv und sensitiv,
    • sicher und raumgebend.

 

Das klingt alles wundervoll, doch wie praxistauglich diese Beschreibung ist, prüfen wir einmal anhand von einem Beispiel – nämlich der Eigenschaft der lebenswerten und liebenswerten Stadt.

Eine Stadt ist lebenswert, wenn sie die Bedarfe der Menschen in den Mittelpunkt stellt. Wenn sie im Sinne des Allgemeinwohls lokale Initiativen, Eigenarten, Kreativität und Selbstorganisation fördert. Das sind schon im Lichte der Pandemie eine Reihe an Dingen, über die man sich gesellschaftlich streiten kann. Die Kreativität wird mitnichten gefördert – das sehen wir an den sehr zögerlichen Initiativen, lokales Kulturleben zu erhalten und Künstler:innen zu unterstützen. Es mag in einzelnen Städten hier sehr gute Initiativen geben (siehe in Göttingen https://www.kunst-ev.de) – doch insgesamt ist der Kreativitätsbereich definitiv ein wunder Punkt. Im Sinne des Allgemeinwohls wird jedoch allemal gehandelt, da aktuell die Verwaltung in einen stärkeren Beobachtungsfokus gerät. Beobachten lässt sich das in regionalen Aktivitäten, auch politisch. Lokale Politik orientiert sich am Wohl der Gemeinschaft, Vertretungen wurden gewählt, um Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger umzusetzen. Ein Beispiel, wie wir dies auch verfolgen können sind Sitzungen von Stadträten – in Coronazeiten vielleicht sogar digital? Inwiefern Ratssitzungen bereits im digitalen Zeitalter angekommen sind, lässt Zweifel aufkommen. Viele Städte bieten leider keine Liveübertragung per Stream an – dabei wäre das in Zeiten von Corona wünschenswert.

Doch dort, wo Bedarfe der Menschen in den Fokus rücken, fühlt sich die eigene Stadt für mich lebenswert an. Welche Themen priorisiert werden, ist natürlich sehr individuell zu bewerten. Als ein Beispiel sei hier eine Initiative zur Klimadiskussion per Livestream in Göttingen genannt (https://www.dt-goettingen.de/stueck/klimakrise-was-tun/). Dies träfe auch das Ziel der klimaneutralen, smarten Stadt – allerdings ist das der Beginn einer neuen Diskussion. Dies bietet aber genug Inhalte für einen weiteren Blogartikel – was ich nachholen werde.

Als Fazit sei gesagt, dass die einzelnen Eigenschaften einer smarten Stadt sehr viel Diskussionspotential bieten, die Bewertung derer liegt jedoch bei uns. Mir erscheint der Moment wertvoll, in dem ich die eigene Stadt nicht nur als lebenswert erachte, sondern gar als liebenswert beschreiben kann. Ich wünsche vielen von euch, dass ihr dies auch für eure Städte entdecken könnt.

 

Quellen:

  • Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (2017). „Smart City Charta – Digitale Transformation in den Kommunen nachhaltig gestalten“, Mai 2017, Bonn.